Die Ogliastra
Die Ogliastra ist die wohl schönste und originellste Region Sardiniens. Jeder Versuch sie schwärmerisch zu beschreiben ist zum Scheitern verurteilt. Die Ogliastra muss man sehen, riechen, fühlen und erleben! Sie erstreckt sich vom Golfo di Orosei bis hinunter nach Muravera. Unwirkliche karge Bergwelten wechseln sich mit dichten Wäldern ab. Die Küste fällt oftmals tief in das smaragdgrüne Wasser ab. Riesige rot glühende Porphyrfelsen die es nur hier gibt umranden die wunderschönen Badebuchten der Region. Hier möchte man bleiben – bleiben für immer!
Der oberhalb der Ogliastra liegende Golfo di Orosei ist wegen seiner grandiosen und vom Land her nicht zugänglichen Steilküsten als Naturschutzpark geschützt. Südlich des Golfo liegt das Dorf Baunei. In seiner Umgebung wird die Landschaft von weißen Kalksteinfelsen bestimmt, die im sardischen Tacchi heissen. Nach einer Wanderung über das 1000m über dem Meeresspiegel gelegene Hochplateu Altopiano di Golgo, kann man die gesammelten Eindrücke der wildromantischen Landschaft bei einem traditionellen Hirtenessen am besten verarbeiten. In dieser Region bekommt man die original sardischen Fleischgerichte, die meist aus Zicklein, Lamm oder Wildschwein bestehen serviert. Der schwerere regionale Rotwein Cannonau tut den Rest dazu, sich wie im siebten Himmel zu fühlen!
Wie uns Jan Weiler in seinem überaus zutreffenden Buch „Maria ihm schmeckts nicht!“ erläutert hat, bedeutet jede Berührung mit Wasser für mindestens 2 Stunden nach dem Essen, den sicheren Tod. Gut, dass man zu der Traumbucht Cala Sisine vom Altopiano Golgo einen streckenweise schwierigen Wanderweg zurückzulegen hat um die vorher verspeisten Fleischmengen ordentlich zu verdauen. Ein Bad in dieser Traumbucht kühlt ab und macht Lust, die weiter südlich liegende Bucht Cala Goritze zu besuchen. Eine 100m hohe, aus dem Wasser ragende Felsnadel, die Pedra Longa reizt jeden Freeclimber sie zu erklimmen. Das ist aus gutem Grund verboten.
Weiter südlich, gleich am Meer befindet sich das Dorf Santa Maria di Navarese mit seinem Jachthafen. Hier finden sich viele Hotels, Ferienhäuser und Restaurants. Von Santa Maria di Navarese geht es weiter südlich nach Arbatax.
Dieser schicke Badeort wird durch wunderschöne im typisch sardischen Stil erbauten Ferienvillen am Porto Frailis dominiert. Gleich daneben liegt Tortoi. An dem verbliebenen Strandsee Stagno di Tortoli der in den letzten Jahren rasch gewachsenen Touristenstadt leben Wasservögel wie Kraniche und Flamingos. Im Umkreis gibt es viele Campingplätze, die einen schönen Urlaub auch für den schmalen Geldbeutel versprechen. Die vielen Strände rund um Tortoli, wie der Lido d’Orri und die wunderschöne, bis vor wenigen Jahren als Geheimtip gehandelte Bucht Cea mit ihrem feinem weißen Sand, sind in den Sommermonaten allerdings sehr voll.
Etwa 20km von Tortoli entfernt liegt im Landesinneren die Stadt Lanusei. Sehenswert ist die Maria Empfängniskirche, Concezione delle Vergine und die Santi Cosma e Damiano, die zu Ehren der heiligen Brüder Cosmas und Damian, die Schutzpatronen der Ärzte, gebaut wurde. Im Dom von Lanusei, dem Santa Maria Maddalena hängen Bilder des sardischen Malers Mario Delitala. Er hat sich als erster Sarde einen bedeutenden Namen in der bildenden Kunst des 20Jh. gemacht.
Etwas weiter südlich erreicht man die von Orangen- und Zitronenplantagen umgebene Kleinstadt Bari Sardo. Der Stand mit der Torre di Bari ist sehr lang und daher auch im Sommer nicht alzu voll. Von hier aus gibt es die gesammte Küste südwärts immer wieder schöne Stadtstrände, wie die Marina di Gairo mit dem Standclub Perda Pera. Fährt man die enge Küstenstraße bei Perda Pera weiter, kommen noch einige von der Straße durch dichte Wacholder und Ginsterbüsche nicht einzusehende wunderschöne Felsbuchten, die zum Baden einladen. Die Bucht mit dem Namen Su Sirboni, sardisch für Wildschwein, gehört dazu. Am Ende führt die Straße Bergauf und eröffnet einen atemberaubenden Blick über die Küste. Nach der letzten Biegung endet Sie am Campingplatz Su Sirboni.
Die Bergdörfer
Wenige Kilometer landeinwärts, abseites der SS125 nimmt das wahre, unverfälschte Leben Sardiniens seinen Lauf.
In großartiger Lage, hoch über dem Meer thront das Bergdorf Jerzu. Durch seine umliegenden Weinanbaugebiete hat sich das verwinkelte Dörfchen zu Recht den Namen Città del vino gegeben. In der Cantina di Jerzu werden die einmaligen Trauben des Cannonau, die meist von privaten Winzern geerntet werden zu einem hervorragenden, preisgekrönten Rotwein verarbeitet. Die Bergstraße führt einen von Jerzu vorbei an der Quelle von Osini, aus der kristallklares erfrischendes Bergwasser fließt, nach Ulassai. Erwähnenswert ist die Weberei Su Marmuri, wo man handgewebte, typisch sardische Teppiche, Decken und Vorhänge kaufen kann. Besonders sehenswert ist die Grotta Su Marmuri. Eine beeindruckende Felsgrotte in der eine konstante Temperatur von 12 Grad herrscht. Wer eine der täglichen Führungen durch die Grotte machen will, sollte also auch im Hochsommer warme Kleidung mitnehmen. Von Ulassai geht es die kurvige Bergstraße, die einen atemberaubenden Ausblick über das Tal bietet nach Gairo Veccio. Diese Geisterstadt wurde nach einem Erdrutsch Anfang des 19.Jh. fluchtartig verlassen.